Für ein robustes und menschliches Gesundheitswesen 

Der Deutsche Sozialgerichtstag e.V. will für die Menschen in Deutschland eine gemeinwohldienliche, nahtlos vernetzte Gesundheitsversorgung mit klaren Versorgungsebenen und eine Transparenz von Patientenbefragungen und Ergebnisqualität der Krankenhausbehandlungen. Die Verbesserung der Qualität muss im Fokus einer Reform der Krankenhausstruktur stehen!

In den letzten Jahren sind der hohe Reformstau und die zunehmenden Problemzonen in den Krankenhausstrukturen und der Krankenhausfinanzierung offenbar geworden. Die Coronapandemie hat die Auswirkungen schonungslos offengelegt. Die unzureichende Krankenhausplanung und die geringe Entscheidungskraft der Bundesländer hat dazu geführt, dass im stationären Bereich ressourcenintensive Doppelstrukturen geschaffen wurden. Deshalb ist es vielen Krankenhäusern nicht möglich, die bundeseinheitlichen Qualitätskriterien wie Mindestmengen in einem ausreichenden Maße einzuhalten.

„Die langjährige Investitionskostenminderfinanzierung in Höhe von bis zu vier Milliarden Euro jährlich durch die Länder hat das System der Betriebskostenfinanzierung ausgehöhlt“, konstatiert Monika Paulat, Präsidentin des Deutschen Sozialgerichtstages e.V. (DSGT).

Die Patientinnen und Patienten müssen wieder im Mittelpunkt der stationären Versorgung stehen und der Souverän ihrer Gesundheitsversorgung werden. Eine von Wirtschaftlichkeit, übermäßigem Bürokratieaufwand und Zeitnot geprägte Krankenhausbehandlung verliert den Menschen aus dem Blick. Umfragen unter Pflegenden und Ärzteschaft zeigten, dass zwischen 30 und 40 % ihrer Tätigkeit in Dokumentations- und Verwaltungsarbeiten gebunden sind. Kostbare Zeit, die für die nötige menschliche Zuwendung fehlt.

Politisches Handeln ist angesichts dieser Situation dringend geboten. Die Krankenhausstrukturen müssen verlässlich und mit hohem Tempo umgestaltet werden, damit die Gesundheitsversorgung der Menschen und der zunehmend chronisch erkrankten und multimorbiden älteren Menschen besonders in dünn besiedelten Regionen effizient und bedarfsorientiert wird.

„Dabei muss für alle Beteiligten handlungsleitend sein, dass am Ende ein gemeinwohldienlicher und leistungsfähiger Mix aus Krankenhäusern für komplexe Operationen und Häusern für die Basisversorgung steht. Dieser sicher langwierige Transformationsprozess der Krankenhausstrukturen muss von einem Bündnis aus Bund, Ländern und Kommunen sowie Krankenhausträgern und Krankenkassen gleichermaßen gestützt werden. Eine vorbereitende und breit angelegte permanente Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürger vor Ort ist ein entscheidender Gelingensfaktor für diesen Megaprozess der Umgestaltung“, erklärt Monika Paulat.

Das Potenzial der Digitalisierung ist im Gesundheitswesen noch nicht ausgeschöpft. Sie bietet viele Informationsmöglichkeiten, um Patientinnen und Patienten eine souveräne Entscheidung treffen zu lassen.

Um das deutsche Gesundheitssystem grundlegend weiterzuentwickeln, hat der DSGT die folgenden Forderungen in den Mittelpunkt seines aktuellen Positionspapiers gestellt:

1. Prävention und Gesundheitsförderung als zentrale Säulen etablieren 

2. Das Prinzip „Ambulant vor stationär“ auch im Krankenhaus stärken 

3. Integrierte Versorgungspläne für ambulanten Bedarf und Krankenhausplanung 

4. Versorgungsstufen und Strukturfinanzierung des Bundes durchsetzen 

5. Dokumentationseffizienz erhöhen und eine Kultur des Messens und Vergleichens etablieren 

6. Digitalisierung beschleunigen und Daten breit nutzen 

7. Gesundheitswissen und Navigationskompetenz im Gesundheitssystem breit fördern 

Das gesamte Positionspapier des DSGT ist abrufbar unter https://www.sozialgerichtstag.de/positionspapier-des-deutschen-sozialgerichtstages-e-v-dsgt-zur-krankenhausstrukturreform/.